DER SCHIMMELPILZ:
Das Auftreten von Schimmelpilz wird vielfach zu Unrecht „modernen“ Bautechniken zugeschrieben, die angeblich verhindern, dass Wände „atmen“. Dieser Vorwurf hält einer sachlichen Überprüfung ebenso wenig stand, wie jener andere, dass ein verbesserter baulicher Wärmeschutz zu erhöhter Innenraumfeuchtigkeit und damit zur Bildung von Schimmel führe. In Bezug auf die Wärmedämmung ist genau das Gegenteil der Fall. Allerdings bleibt auch die beste Wärmedämmung ohne Wirkung, wenn die Bewohner die grundlegende Voraussetzung des ausreichenden Luftwechsels vernachlässigen und damit verhindern, dass der in der Wohnung produzierte Wasserdampf abzieht. Wenn daher die Fenster vermehrt und stark "schwitzen" ist dies ein Hinweis, dass die Luftfeuchtigkeit zu hoch ist. Es muss mehr gelüftet werden.
Darüber hinaus können folgende grundsätzliche Maßnahmen getroffen werden, um die Wohnung vor zu hoher Feuchtigkeit und Pilzbefall zu schützen.
- x Verzichten Sie auf zusätzliche Luftbefeuchtung
x Reduzieren Sie die Anzahl der Zimmerpflanzen
x Vermeiden Sie, wenn irgendwie möglich, das Wäschetrocknen in der Wohnung
x Sorgen Sie für mäßige, aber regelmäßige Beheizung
x Beachten Sie, dass auch Herde erhebliche Wasserdampfmengen abgeben
x Vermeiden Sie unbedingt das beliebte „Übergangsheizen“ mittels Backrohr
Damit eine Schimmelbildung stattfinden kann, sind folgende Voraussetzungen erforderlich:
- o Feuchtigkeit (auch relative Luftfeuchtigkeit von über 60%)
o pH-Wert (pH-Wert zwischen 4,5 und 6,5%)
o Temperatur (unter 0°C bis über 50°C)
o Sauerstoff (allerdings nur geringe Ansprüche)
o Kein Licht erforderlich
o Nahrungsquelle (organische Kohlenstoffquelle: Raufasertapeten, mit ihrem hohen Anteil an Zuckern, Eiweißen und Lignin, Tapetenkleister, Dispersionsfarben (Glucoseanteil im Quellmittel), Putzzusätze (zur besseren Haftbarkeit und Verarbeitbarkeit) wie Polyvinylacetat, Bindemittel in Mineralwolle, Teppichböden usw.)
o Zeit: Schimmel bildet sich und wächst aus Sporen, die in sehr großen Mengen in der Raumluft vorhanden sind (ungefähr 1000 bis 1 Mio. Sporen je m3). wenn alle oben angeführten fördernden Bedingungen eintreten, können Sporen, die sich auf der Oberfläche niedergelassen haben, sprießen und die verfügbaren Nahrungsquellen mittels des Wassermediums ausnutzen. Eine Inkubationszeit von 1 bis 4 Wochen ist jedoch gewöhnlich erforderlich, damit Hyphen sich bilden, wachsen und fortpflanzen.
Während dieser Zeit müssen die günstigsten Bedingungen vorwiegend fortbestehen;
andernfalls käme es wahrscheinlich nicht zur Bildung und zum Wachstum von
Schimmelpilzen.
Nur eine Kombination von allen fünf wesentlichen Bedingungen (d.h. eine Nahrungsquelle einschließlich einer organischen Kohlenstoffquelle, Temperaturbereich 15 – 30°C, Wasser auf der Oberfläche oder in der obersten Schicht absorbiert und Fortbestehen dieser Verhältnisse für mindestens 1 Woche) kann ein Schimmelproblem in einem Gebäude entstehen lassen.
Allerdings: Hat sich der Hausschimmel einmal gebildet, kann er selbst unter trockenen Verhältnissen überleben (in einem wachstumruhenden Stadium).
Das heißt: kurzfristige Befeuchtung von Wandoberflächen (z.B. nach dem Duschen) verursacht noch keine Schimmelbildung. Allerdings soll nach jeder Feuchtebelastung die Wohnung bzw. das Zimmer "trocken gelüftet" werden.
Ein erhöhtes Risiko besteht bei allen Arten von Wandverkleidungen sowie bei textilen Bodenbelägen in Feuchträumen. Eine Untersuchung hat ergeben, dass vor allem die beliebten WC-Vorleger in überdurchschnittlichem Maß von Pilzsporen besiedelt sind.