Liebe Mitglieder des Diskussionsforums!
Da ich per Mail davon informiert wurde, dass der Diskussionspunkt um das Krisenzentrum (kurz Kriz) geschlossen wurde, habe ich mich bisher nicht zu Wort gemeldet. Da die Plauderei offensichtlich doch fröhlich weiter geht, möchte ich mich nun anschließen.
Vorerst möchte ich kurz zusammenfassen, was ein Kriz ist. Wir sind eine Einrichtung der Gemeinde Wien, MA 11, die für längstens 6 Wochen bis zu 8 Kinder im Alter von 2-15 Jahren betreut. Die Gründe, warum die Kinder hier sind, sind sehr unterschiedlich: Verwahrlosung, unregelmäßiger/nicht vorhandener Schulbesuch, Misshandlung, -brauch, pubertäre Probleme, Tod der Betreuungsperson etc. Wir sind ein Team von 7 Sozialpädagogen und -innen, einem koordinatorischen Leiter und einer Wirtschaftshelferin. Von 7.30 bis 20.00 sind wir zu zweit im Dienst, danach über Nacht allein. Unsere Aufgabe besteht darin, die Kinder ihren Bedürfnissen entsprechend (die nicht immer dem Alter entsprechen) zu betreuen und zu klären, ob die Kinder wieder nach Hause entlassen werden können (und wenn ja, unter welchen Voraussetzungen) oder nicht. Wie vor allem unsere direkten Nachbarn schon mitbekommen haben, befinden sich im Kriz nicht nur brave, einfache Kinder. Wir haben auch manchmal mit sehr schwierigen Kindern zu tun, die besonders intensive Betreuung brauchen und auch von uns einiges an Durchhaltevermögen fordern. Tatsache ist aber, dass wir keine geschlossene Einrichtung sind, das heißt, sich die Kinder ab einem gewissen Alter für gewisse Zeit (die mit uns vereinbart wird) auch außerhalb des Kriz aufhalten dürfen. Da wir nicht nur ein Kind zu betreuen haben, ist es uns nicht möglich (und auch nicht sinnvoll), jedes Kind auf Schritt und Tritt zu überwachen. Wir legen großen Wert darauf, vor allem mit den jüngeren Kindern regelmäßig an die frische Luft zu gehen. Da die Wohnhausanlage nur begrenzten Raum an Spielplätzen bietet, suchen wir meist Plätze in der näheren Umgebung, z.B. Böhmischer Wald, Kurpark Oberlaa etc. auf. Vielleicht ist das ein Grund, warum der Eindruck entsteht, dass die Kinder bei uns nur "pennen". Unser Alltag besteht neben der Betreuung der Kinder darin, Telefonate/Gespräche mit Sozialarbeitern, Eltern, Schulen etc. zu führen, die die Abklärung beschleunigen und den Aufenthalt bei uns so kurz wie möglich und so lange als notwendig halten sollen.
Um jetzt auf diverse Vorkommnisse im letzten halben Jahr Stellung zu beziehen: auch wir sind nicht glücklich, dass die Hausbewohner offensichtlich von der Einrichtung Kriz nicht informiert wurden. Es war geplant, nach Möblierung und Gestaltung der Wohnungen (etwa Sommer 07) eine feierliche Eröffnung mit der Leitung der MA 11 und Fr. Laska zu veranstalten und dazu die Anrainer einzuladen. Leider hat diese vermutlich mangels Zeit der erwähnten Damen nie stattgefunden. Da auch eine nochmalige Anfrage vor kurzem nichts ergeben hat, werden wir uns eine Alternative, z.B. Tag der offenen Tür, Adventjause oder ähnliches überlegen.
Ein weiterer Punkt, der auch uns nicht behagt, ist die Erreichbarkeit über die Gegensprechanlage. Wir empfinden es als großen Nachteil, dass das Kriz keine separate Klingel (idealerweise sogar einen separaten Eingang) hat und gar so einfallsreiche Kinder Klingelpartien bei den Hausbewohnern veranstalten können. Leider können wir solche Aktionen nur bedingt verhindern. So kam es zum Beispiel im Oktober dazu, dass die Polizei VON UNS gerufen wurde, weil einige Jugendliche nicht einzubremsen waren und wir den Hausbewohnern weitere Belästigungen ersparen wollten. Wie Sie an diesem Beispiel sehen, sind wir keine Wunderwutzis und kochen auch nur mit Wasser. Auch wir befinden uns manchmal in Situationen, aus denen es ohne zusätzliche Hilfe, z.B. durch die Polizei, keinen Ausweg gibt. Wir sind aber auf jeden Fall bedacht darauf, die Auswirkungen auf die Hausbewohner in Grenzen zu halten.
Was die Beschädigungen in der Anlage angeht, möchte ich aber darauf hinweisen, dass sich nicht nur Kinder aus dem Kriz in der Umgebung aufhalten. Sollten Sie definitiv ein Kind von uns beim Vandalismus beobachten, bitte ich Sie, mit uns Kontakt aufzunehmen. Nur dann können wir dagegen etwas unternehmen. Pauschale Verurteilungen sind aber meiner Meinung nach fehl am Platz. Durchgängige Kontrolle der Kids bei jedem Schritt den sie tun, ist nichtsdestotrotz nicht in unserem Sinn und bei der Anzahl der Kinder nicht leistbar. Wir versuchen stattdessen, die Kinder vernünftig zu beschäftigten, z.B. durch gemeinsames Spielen, Malen, Basteln, etc. Sie dürfen auch nicht vergessen, dass die Kinder die Schule besuchen, Hausaufgaben zu erledigen haben und auch Kontakte zu den Eltern bestehen. Die Kinder, die den ganzen Tag im Kriz sind, sind eher die Ausnahme.
Ich hoffe, ich konnte Ihnen einen Einblick in unseren Alltag geben und habe ein paar Unklarheiten aufgeklärt. Sollten Sie Anliegen an uns haben, würde ich Sie wirklich bitten, sich direkt mit uns in Verbindung zu setzen. Wir sind Tag und Nacht (vorzugsweise bis 21 Uhr) unter der Telefonnr. 605 34/10882 erreichbar. Natürlich können Sie uns auch eine E-Mail schicken:
10-r4k@ma11.wien.gv.at.
Ich bin nicht täglich im Dienst, werde mich auf etwaige Antworten aber gerne wieder melden. Da Sie und wir davon ausgehen können, dass das Kriz auf Stiege 5 bleiben wird, hoffe ich, dass es uns doch noch gelingen wird, etwaige Ärgernisse aus dem Weg zu räumen.