Meine Mutter war Weltmeisterin darin, auch ohne Geld etwas zu beschaffen

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Ich bin in einem Gemeindebau am Fuß des Laaer Berges aufgewachsen. Bei uns am Stockwerk kannte man jeden und alles. Man hat gesprochen, auf der Stiege oder am Gang oder wenn man gemeinsam ausgegangen ist. Man hat ausführliche Gespräche geführt, auch auf dem Weg zur Waschküche und die Kinder überhaupt…Es waren sehr enge Verhältnisse, was auch mit dem Einkommen, das zur Verfügung stand, zu tun hatte. Mein Vater war Postbeamter, der besonders in der schlechten Zeit der Wirtschaftskrise und der Arbeitslosigkeit einen super sicheren Posten hatte. Aber bei einer siebenköpfigen Familie waren die Monatszahlungen doch weniger als die Mutter gebraucht hat, um uns durchzubringen. Meine Mutter war aber eine kleine Weltmeisterin darin, auch ohne Geld etwas zu beschaffen. Ich bin dort geblieben, bis wir geheiratet haben. Dann bin ich zu meiner Frau gezogen. Für mich war es ganz neu: Ich habe nie einen Raum, ein Zimmer oder etwas für mich gehabt, und bei meiner Frau, ihrer Mutter und ihrer Großmutter, hatte ich dann für Stunden ein Zimmer alleine. Ich konnte mich ausstrecken und die Luft genießen. Das war ein neues Lebensgefühl für mich.

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